Unsere Vereinsgeschichte


Eine lange Zeitspanne aus heutiger Sicht. Was war damals der Anlass einen Reitverein zu gründen? Der Ursprung ist in der Landwirtschaft zu suchen, die auf die Arbeitskraft des Pferdes angewiesen war. Durch den täglichen Umgang mit den Pferden und die Tatsache, dass viele Bauernsöhne zur berittenen Truppe eingezogen wurden, ergab sich auch in Wipperfürth die Möglichkeit, dass sich mehrere Landwirte zusammensetzten und einen Reitverein gründeten. Im benachbarten Halver war im Jahre 1926 ein Reitverein gegründet worden und das trug wohl auch zu diesem Anstoß bei. So kam man im Frühjahr 1927 in der Gastwirtschaft Otto Weyer in Weinbach zusammen, um sich über die Gründung zu unterhalten. Es waren die Herren Leo Schnippering sen. , Eichholz, Otto Weyer, Weinbach, Richard Hochstein, Wipperhof, Bernhard Biesenbach, Erlen, Roland und Hans Höhfeld, Holte, Bruno Buscher, Altenholte. Zunächst kam man zu einem Weinfest zusammen, um sich der Öffentlichkeit anzupreisen. Daraufhin ging man an die Arbeit. Auf einer Wiese in Weinbach wurde ein Reitplatz errichtet, mit Sicherheit nicht den heutigen Anforderungen entsprechend. Geritten wurde auf eigenen Pferden, die tagsüber in der Landwirtschaft im Geschirr gingen. Die Reitstunden fanden Sonntagnachmittag statt, mit dem ersten Reitlehrer Herrn Baumhof. Im Jahre 1929 wurde das erste Turnier in Lennep beschickt mit 5 Mitgliedern und eigenen Pferden, die die Feuertaufe erfolgreich bestanden. Die Mitgliederzahl wuchs, es stellten sich Freunde und Gönner ein. Hier müssen besonders erwähnt werden: Dr. Walter Kersting, Notar Müller, Otto Kordt und Richard Trost. Auch der damalige Landrat Huttrop zählte zu den Mitgliedern. Der 1. Vorsitzende wurde Notar Müller, danach bis 1933 Josef Küster. Nach einiger Zeit wurde mit Unterstützung der Firma Radium ein Reitplatz im Wolfsiepen errichtet, sowie ein Wirtschafts- und Aufenthaltsraum. Hier wurden bis zum Jahre 1936 die ersten Turniere veranstaltet.

 

Im Jahre 1933 erging es dem jungen Verein, wie allen anderen Vereinen in der damaligen Zeit, die Eigenständigkeit musste aufgegeben werden, er wurde in den Reitersturm übernommen. Der Übungsbetrieb ging weiter bis in die Kriegszeit hinein, bis er Ende 1936 ganz zum Erliegen kam.

Nach dem Krieg setzten sich 1947 wieder die alten Kämpen wie auch neue Leute zusammen, um am 03. März 1947 den Reitverein Wipperfürth wieder neu zu beleben. Im Lokal Scherer traf man sich und mit einem Reiterball im Saale Floßbach zeigte man sich wieder in der Öffentlichkeit. Zum 1. Vorsitzenden wurde Dr, Stüer gewählt, Reitlehrer war Leo Schnippering sen. Und später noch Herr Boewe. Da man keinen Reitplatz mehr besaß, ergaben Verhandlungen, dass Herr Mittelsten-Scheid einen Steinbruch in Nagelsbüchel zur Verfügung stellte. Mit viel Eigenarbeit und Kosten entstand ein Sandreitplatz zum Übungsbetrieb. Reitstunden wurden am Sonntagnachmittag erteilt. Man nahm schon wieder an auswärtigen Turnieren in Lindlar, Halver und Berg. Gladbach teil. Am 10. Oktober 1948 fand das erste Nachkriegsturnier in Wipperfürth auf dem Hindenburgplatz an der alten Jugendherberge statt. Man höre, 36 Pferde waren gemeldet, der Eintrittspreis betrug 90 Pfennige. Adolf Luckhaus aus Lennep zeigte ein Schaubild mit einem Viererzug. Im Dezember 1948 veranstaltete der Verein seine 1. Fuchsjagd mit anschließendem Ball im Saal Floßbach, denn man wollte nach dem entbehrungsreichen Krieg die Geselligkeit wieder pflegen. Sogar ein Komiker aus Köln mit Namen Knott wurde engagiert. In seinem Rückschreiben, in dem er um seine Gage befragt wurde, schreibt er, dass er kein Geld wolle, sondern um „Stärkungsmittel“ bitte, was für die damalige Zeit typisch war. Im Protokoll steht, dass alle Mitglieder versuchen wollen, zu diesem Fest Wein und Bier zu besorgen und natürlich den selbstgebrannten Schnaps. Der Eintritt zum Fest betrug 5 Reichsmark, für Ehrengäste war eine Spendenliste ausgelegt.

Am 1. Mittwoch im Monat war eine Versammlung im Lokal Scheider angesetzt. Laut Protokoll einer damaligen Versammlung wurden Reiter vom Vorsitzenden verwarnt, die in betrunkenem Zustand durch die Stadt galoppiert waren. Für heutige Begriffe eine Unmöglichkeit, aber man schrieb ja das Jahr 1948, es hielt also alles nicht so genau. Hauptsache man lebte noch und freute sich wieder!

Am 12. Januar 1949 fand die erste Jahreshauptversammlung statt, 45 Mitglieder fanden sich ein und gaben dem Verein den Namen „Ländl. Reit– und Fahrverein Wipperfürth-Klüppelberg“. Die Landwirte aus den Randgebieten von Wipperfürth legten sich noch einige Übungsplätze in Egen und Hämmern an, da der Anmarsch sonntags zu weit war, denn es gab noch keine Pferdeanhänger und um 18 Uhr musste man wieder zum Melken zu Hause sein. Neues Vereinslokal wurde das Hotel „Zum Ritter“.

Am 09. April 1949 konstituierte sich ein Kreisverband Bergisch Land in Lennep, der Reitverein Wipperfürth gehörte zu den Mitbegründern.

Am 03. September 1949 fand eine große Kreistierschau auf den Neyeweiden, dem jetzigen Flugplatz, verbunden mit einem Reitturnier statt, 93 Pferde waren am Start. Der Jahresbericht des damaligen Provinzialverbandes in Bonn stellte fest, dass auf dem Turnier in Wipperfürth die größte Teilnehmerzahl im Rheinland zu verzeichnen war.

1950 wurde eine Vereinsstandarte angeschafft.

Der Beschluss einer Versammlung besagt, dass jedes Mitglied mit 10 Pfennigen für die Vergnügungskasse bestraft wird, das ohne Vereinsabzeichen in der Mitgliederversammlung angetroffen wird. Ab 1950 begann die Tradition der Winterfeste, die leider in den letzten Jahren aus Mangel an Beteiligung nicht mehr stattfinden konnte.

Ein Beschluss einer Versammlung besagt, dass die aktiven Reiter, die 3x hintereinander unentschuldigt bei Reitstunden gefehlt haben, aus der Reitabteilung ausscheiden. Wenn man heute an diesen Beschluss denkt, könnte man neidisch werden. Damals hatte man Probleme mit dem Begriff „Ländl. Reiter“, es gab auf Turnieren Ärger, da sich mittlerweile auch Stadtbewohner dem Reitsport anschlossen und sich Pferde zulegten, die nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiteten. Man kam damals zu einer einheitlichen Reitbekleidung, dunkle Hose, weißes Hemd, weiße Leinenjacke und schwarze Mütze.

Inzwischen veranstalten andere Vereine in Wipperfürth Festzüge und besonders Rosenmontagszüge im Karneval, die natürlich alle mit Reitern und Pferden unseres Vereins beschickt wurden. Oft genossen dabei die Reiter zuviel des guten Alkohols, den sie in seiner Wirkung noch nicht wieder kennen konnten und dann nicht mehr gut zu Pferde saßen.

1951 gelingt es die Wiesen an der Wupper von Bernhard Blumberg als Turnier- und Übungsgelände zu pachten, den heutigen Sport– und Tennisplätzen.

1952 wird das 4. Nachkriegsturnier aus Anlass des 25 jährigen Bestehens veranstaltet, 150 Pferde sind gemeldet, ein Festzelt wurde am Bahndamm errichtet. Damals fanden noch Gespannprüfungen getrennt für Kalt– und Warmblutpferde statt. Ein Festzug mit allen Turnierteilnehmern auf ihren Pferden durch die Stadt Wipperfürth mit dem Musikverein Wipperfürth war damals noch möglich. Schaubilder wie Ungarische Post, Pas de deux wurden auch zu der Zeit schon gezeigt. Abends fand noch der große Zapfenstreich mit Fackelbeleuchtung vor der Kulisse aller Reiter und Pferde statt. Gleichzeitig war dieses Turnier das Kreisturnier mit dem Wettkampf um die Kreisstandarte. Die Pferde und Reiter wurden bei den umliegenden Bauernhöfen untergebracht und verpflegt. Zu diesem Jubiläumsturnier erhält die Wipperfürther Mannschaft erstmals einheitliche Reitbekleidung , die von Alfons Müller gestiftet wurde. Sepp Ochselen wurde Reitlehrer nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft. Als Entgelt erhalten die Reitlehrer Oechslen und Boewe die Einkellerungskartoffeln gestiftet, wenn man heute Reitlehrer noch so bezahlen könnte!

Am 22. Oktober 1952 wurde der Verein ins Vereinsregister eingetragen. Im Laufe des Jahres wurde das Training auf den Wupperwiesen durch die Witterung stark behindert, sodass man Überlegungen anstellte, irgendwo unter Dach zu sein. Die Gebr. Heller in Abshof stellten zu diesem Zweck eine große Scheune zur Verfügung, die aber erst im Herbst benutzt werden konnte, unter der Voraussetzung, dass die Reiter helfen das Getreide in der Scheune zu dreschen. Es wurde um Holzbalken herumgeritten und gesprungen, in dieser Zeit ist nie ein Unfall passiert. Damals kam auch als neue Prüfung auf Turnieren die Zugwilligkeit auf, die später auf Turnieren zur Pflicht für alle Pferde gemacht wurde. Ein Star war damals Paul Habbel mit seiner „Liese“.

Am 27.03.1954 wurde die Scheune in Abshof weiter ausgebaut, kleinere Veranstaltungen fanden im Winter statt.

Am 4. und 5. September 1954 wurde ein großes Turnier auf den Wupperwiesen mit einer Abendveranstaltung durchgeführt, bei dem zum ersten Mal in der BRD durch Beziehungen das 1. Musik-Corps der Bundeswehr aufgetreten ist.

Am 15.03.1958 wurde die Scheune in Abshof freitragend gemacht, mit Unterstützung des Gönners Prof. Brinkmann.

 

Im Jahre 1961 erbaute Prof. Brinkmann eine Reithalle 30x15 m hinter dem Lokal Blumberg, in der heute ein Taxi Unternehmen angesiedelt ist. Diese Halle durfte auch vom Verein mitbenutzt werden. In dieser Zeit kam Herr Fox als Reitlehrer nach Wipperfürth. So ergab sich eine Einheit zwischen Turnier– und Trainingsplatz sowie der neuen Reithalle. Daraus entstand ein Dressur– und Springplatz, der neben der jetzigen Halle liegt.

Im April 1962 entschloss sich der Vorstand zum Ankauf des ersten Vereinspferdes „Bobby“, das mit Unterstützung eines Sponsors angeschafft wurde. Für heutige Verhältnisse kaum zu glauben , dieses Pferd war so eigensinnig , dass es in der Halle ab und zu senkrecht an der Bande hochging, nicht zur Freude der Reiter. Mit vier Reitschülern beginnt der vereinseigene Reitbetrieb. Der Vereinsstall wird bei Blumberg im ehemaligen Kuhstall bezogen. In den nächsten Jahren folgen drei weitere Vereinspferde, die von den Vorstandsmitgliedern versorgt werden.

1964 wurde ein eigener Pferdetransporter für sechs Pferde angeschafft. Da Prof. Brinkmann Wipperfürth verließ, ergab sich für den Verein die Frage, eine eigene Reithalle zu erstellen. Mit viel Eigenleistung und Unterstützung, besonders von Kurt Frielingsdorf konnte am 24. September 1966 die eigene Reithalle 20x40 m eingeweiht werden.

1966 wurde der Reitplatz neben der Halle mit einer Drainage versehen.

1968 erfolgte der Anbau von 14 Pferdeställen an die Reithalle, die im April 1969 bezogen werden konnten. Ein Pferdepfleger wurde eingestellt, zu den Schulpferden wurden mehrere Privatpferde eingestallt. Erfahrene Reiter und Übungsleiter erteilten den Reitunterricht, die Jugend wurde verstärkt herangezogen.

1970 stifteten alle Vorstandsmitglieder durch Spenden ein weiteres Schulpferd, durch weitere Spenden erfolgte der Ausbau des Aufenthaltsraumes.

Durch den Bau der Reithalle und den Ausbau des bisherigen Wiesengeländes zu Tennisplätzen und Sportplatz , war die Durchführung von Turnieren nicht mehr möglich. Es gelang nach vielen Verhandlungen die Anpachtung eines großen Wiesengeländes hinter dem Bahndamm, dem heutigen Turnier– und Abreitegelände.

1974 wurde die Jugendabteilung verstärkt, eine Reit AG des St. Angela Gymnasiums, Reiten als Neigungsfach, wird unter der Leitung von Gerlinde Blumberg begonnen.

1975 wurde die Tribüne ausgebaut mit der Anlage von Toiletten mit viel Eigenleistung und natürlich mit der Hilfe von Spendern.

1977 wurde das 50 jährige Bestehen des Vereins gefeiert, ein großes Festzelt wurde auf dem Fußballplatz errichtet, eine große Veranstaltung mit Heino lief ab, ein Turnier war mit dieser Veranstaltung verbunden. Zu diesem Turnier wurde noch das Richterhaus an der Halle durch Kurt Frielingsdorf erbaut, wie auch ein Geräteschuppen neben der Reithalle.

1981 fand das bisher größte Turnier mit 430 Pferden statt.

1983 wurde am 10. Oktober der Tag des Pferdes in Wipperfürth gefeiert. Ein Umzug mit Pferden durch die Stadt, Stopp auf dem Rathausplatz mit Ansprachen des Bürgermeisters Kausemann und des Vereinsvorsitzenden Becker. Anschließend fuhren die Vorstandsmitglieder mit dem Bürgermeister und Stadtdirektor in einem Planwagen zur Reithalle, wo ein Bergischer Frühschoppen bis zum Abend dauerte. In der Reithalle wurden reiterliche Vorführungen gezeigt, ein Malwettbewerb für Jugendliche wurde prämiert

1985 erfolgte die Umbenennung des Vereinsnamens in Reitverein Wipperfürth 1927 e. V. , eingeleitet durch die Eingemeindungen auf kommunaler Ebene.

Am 13. November 1985 hat dem Reitverein der Schutzengel beigestanden. Durch Brandstiftung war ein Brand auf dem Heuboden entstanden. Durch schnelles Handeln einer Nachbarin konnte die Feuerwehr umgehend eingreifen und eine Katastrophe verhindern. Die Pferde wurden nicht in Mitleidenschaft gezogen.


Der Verein hat im Jubiläumsjahr 1987 190 Mitglieder, davon 95 Jugendliche bis 21 Jahre.


Ab 1992 entschließt sich der Vorstand, die eigenen Turniere als erster Verein im Kreisverband Oberberg nur noch als reine Dressurturniere bis Klasse S durchzuführen. Die stetig wachsende Zahl der Teilnehmer bestärkt diesen Entschluss, so dass im Jubiläumsjahr 1997 als Spitze 600 Pferde genannt waren. Allein für die Dressurprüfung Klasse S waren 81 Pferde und Reiter gemeldet.


In den letzten Jahren wurde das Turnier wieder um den Bereich Springen erweitert. So findet das jährliche große Turnier traditionell am letzten Juniwochenende 2-tägig Samstag und Sonntag statt. Rekordverdächtige Starterzahlen konnte der Verein 2009 verbuchen: Mit beinahe 1100 Starts in den Dressurprüfungen Klassen A, L und M sowie den diversen Springwettbewerben und -prüfungen konnte der Verein sich über größten Zuspruch der Teilnehmer freuen!


Im Jahr 2009 zählt der Verein 235 Mitglieder, davon 100 Jugendliche unter 18 Jahren. Es wird Unterricht erteilt in den Bereichen Dressur, Springen, Geländeritt und Voltigieren. In regelmäßigen Abständen können die Vereinsmitglieder Reiterpassprüfungen absolvieren und das Deutsche Reitabzeichen erlangen. Ebenso gehören die Reitkurse der Volkshochschule zum regelmäßigen Programm, von dem sowohl Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene profitieren.


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